Am nächsten Morgen hatten wir Mühe, in die Gänge zu kommen. Zum einen wars wohl der Weinkonsum vom Vorabend, zum andern aber sicher die Temperatur…es war schon am Morgen ziemlich heiss und sollte über den Tag noch einiges heisser werden. Gut 41 Grad zeigte die Temperaturanzeige unseres Schweizer Campingnachbarn an! Das ganze Tal schwitzte und wir hatten nicht allzugrosse Lust, viel zu unternehmen. So beschränkten wir uns darauf 2-3 Weingüter anzuschauen. Zuerst gingen wir zu Wolf Blass und waren zum einen beeindruckt, wie schön die Besucheranlage gestaltet war.
Zum anderen hinterliess dieser Besuch bei einem unserer Lieblings-Winemaker aber auch ein etwas gemischtes Gefühl: Die Gärsilos waren bombastisch, strahlten aber die extreme Kommerzialisierung desWeingutes aus.
Dort probierten wir Flavours, welche in der Schweiz nicht erhältlich sind: Gold und Platinum Label Wines. Vor allem der Gold Label Shiraz/Viognier – Viognier ist eine seltene Rebsorte, die langsam wieder ein Revival erlebt – mundete uns vorzüglich. Vom Platinum Label werden nur 3000 Flaschen hergestellt…ein echter Shiraz, der nur aus speziell erlesenen Trauben hergestellt wird.
Klar, dass wir für unsere Sammlung zu Hause eine solche Flasche kaufen mussten! Der Preis (vor Ort!) wäre normal 189 AU$ (entspricht ca. 1:1 dem Wert des CHF) gewesen…da sie gerade Aktion hatten, mussten wir „nur“ 100 AU$ berappen. Weiter gings dann Richtung Nuriootpa Stadt, vorbei an Penfolds und Jacob’s Creek Wineries, bis hin zu Grant Burge Cellars. Grant Burge ist auch einer unserer Lieblings-Weinhersteller und wir waren von der Kellerei enorm beeindruckt: Das Ganze war sehr stilvoll eingerichtet und strahlte eine gewisse Eleganz und Seriosität aus.
Auch hier probierten wir nur Weine, welche nicht exportiert werden. Unter anderem auch einen Shiraz/Viognier, den „Balthasar“, von welchem wir leider aus Platzgründen nur eine Flasche mitnehmen konnten. Wir wollten aber nicht nur unsere Lieblingsmarken hautnah erleben, sondern auch unbekannte Weinhersteller anschauen und so besuchten wir auch ein kleinesWeingut, welches (leider) nicht in die Schweiz exportiert, da die Produktion einfach zu klein ist: Cokatoo RidgeWines. Diese hatten einen hervorragenden Shiraz, der preislich weit unter den „Grossen“ lag.
Nach diesen Besuchen und Degustationen hatten wir erst einmal genug Weingüter gesehen. Zudem mussten wir schauen, dass wir noch fahren konnten. Also zurück zum Campingplatz mit Kurzabstecher ins Foodland (grösste Einkaufskette in Australien), wo wir noch das Nötigste einkauften. Am Abend machten wir dann ein ausgiebiges Barbecue. Zu unserem Erstaunen war der Barbiegrill „free of charge“ und nicht einer der normal anzutreffenden 1-Dollar-Coin-Barbies, wo man je nachdem ein Vermögen fürs Grillen investieren muss. Am Grill lernten wir noch einen Camping-Parkmitarbeiter kennen, einen Aussie mit furchtbarem Slang, welcher Spiessli briet und sich mit Händen und Füssen gegen duzende von vorwitzigen Elstern wehren musste, die ihm sein Nachtmahl streitig machen wollten. Aus diesem Grund liessen wir dann unser Fleisch und die div. Gemüse auch nicht unbeaufsichtigt auf dem Grill liegen!
Bei einer guten Flasche Blass Gold Label assen wir unser feudales z’Nacht und liessen den Abend gemütlich ausklingen. Kurz vor dem Zubettgehen schauten dann auch wieder unsere zwei Opossums vorbei und waren noch vorwitziger und zutraulicher als am Vorabend.